Geschichte des Zeltlagers
In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts kam ein junger Kaplan nach Leverkusen. Das war Leo Verhülsdonk. Er erkannte, dass die Kinder und Jugendlichen sich nach Abenteuern sehnten und in den Ferien raus aus dem Alltag im Nachkriegsdeutschland wollten. So wurden die ersten Ferienfahrten in der St. Antonius-Gemeinde organisiert.
Es fing an mit Wander- und Radtouren, bis die Idee vom Zeltlager geboren wurde. Dabei wurden Ziele angesteuert, die den jungen Abenteurern noch völlig unbekannt waren. Jahr für Jahr wuchs das Zeltlager, da das besondere Erleben von Gemeinschaft sich schnell über die Gemeindegrenzen weitersprach.
Schon bald standen Auslandsaufenthalte auf dem Programm. Contis-Plage an der Atlantikküste in Frankreich, der Henne-Strand in Dänemark und Scheffau am Wilden Kaiser in Österreich sind vielen älteren Leverkusenern heute noch sehr vertraute Namen. Aber auch Deutschland wurde nicht vergessen. So war das St. Antonius-Zeltlager im Schwarzwald, im Bayrischen Wald, in der Eifel oder auch am Niedersonthofener See im Allgäu. Zu diesen Zeiten gab es noch keine Campingplätze für die abenteuerhungrigen Jungs aus Leverkusen.
Vorher wurden Verträge mit Bauern geschlossen, die uns dann eine Wiese oder Kuhweide zur Verfügung stellten. Dort wurde dann das Lager errichtet – mit allem was dazu gehört! Toiletten gab es in der Natur nicht. Wenn die jugendlichen Leser dieses Textes wissen möchten, wie wir uns erleichtert haben, dann googelt mal unter „Donnerbalken“. Das waren schöne Zeiten für echte Kerle. Mädchen waren damals noch nicht dabei.
Einen richtigen Aufschwung erlebte das Zeltlager dann 1979, als die Silberküste, der Golf von Biskaya, im Südwesten Frankreichs angesteuert wurde. Hier waren wir dann auf einem offiziellen Campingplatz. Die französischen Stehklos unterschieden sich zu dieser Zeit kaum von unseren alten Donnerbalken. Trotzdem waren es herrliche Zeiten. Man konnte stundenlang in den Dünen toben, sich in die Wellen schmeißen oder auch nur faul am Strand liegen. Radtouren durch das Dünenhinterland durch endlose Kiefernwälder waren eine schöne Abwechslung. Ziele waren hier der See in Leon und der traumhafte Markt. Die etwas frischeren Radler fuhren bis in die Bezirkshauptstadt Dax, einem alten Kurort an der Adour. Hier konnte man stundenlang bummeln und das südfranzösische Leben genießen.
Immer mehr Kinder wollten mit dem St. Antonius-Zeltlager spannende Ferien erleben. So kam dann auch eine Zeit, in der wir dann leider vielen abenteuerhungrigen Kindern absagen mussten, weil wir nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen hatten. 1984 ging es dann erstmals an die Ardèche. Wechselten wir anfangs noch zwischen Moliets-Plage am Atlantik und der Provence, konnten wir 2006 ein Gelände erwerben, welches dann nach und nach von einem einfachen Campingplatz zu einem wahren Campingparadies umgestaltet wurde.
Die Nachfrage nach einem bezahlbaren Urlaub für Kinder und Jugendliche wurde immer größer, so dass wir uns entschlossen, zweihundertzehn Teilnehmer pro Ferienhälfte mit auf die Reise zu nehmen. Das war eine große Herausforderung, die wir trotzdem meisterten.
Nach der Flutkatastrophe im August 2018, bei der der Campingplatz in Gänze zerstört wurde, organisierten wir mit dem wenigen Restmaterial ein kleines Zeltlager in Norddeutschland am Ratzeburger See. Danach ist aufgrund der Corona-Pandemie das Ferienlager, welches in Süddeutschland stattfinden sollte, zweimal ausgefallen.
2022 ist es uns gelungen, mit einem Campingplatzbetreiber unweit unseres alten Geländes an der Ardèche einen Vertrag über eine Ferienfreizeit abzuschließen. Dieser kleine Neuanfang mit nur wenigen Teilnehmern war ein voller Erfolg. Die Teilnehmer und Teamer fühlten sich unter der südfranzösischen Sonne pudelwohl. Wir konnten alle Touren, die wir früher schon von unserem Zeltplatz in Saint-Julien-de-Peyrolas aus starteten, auch von Saint-Just-d'Ardèche anbieten. Leider hat Leo Verhülsdonk, der „Vater“ des Zeltlagers diesen Neuanfang nicht mehr miterleben können. Er starb hochbetagt im Januar 2022. Ein Jahr später wuchs das Ferienlager wieder, so dass über sechzig Kinder von unserem abwechsungsreichen Programm profitieren konnten.
2023 gab es einen Wechsel im Vorstand des Vereins. Nach vielen arbeitsreichen Jahren verabschiedete sich Jörg Esser aus der Vorstandsarbeit. Unter seiner Regie wurde der vereinseigene Platz in nur einem Jahrzehnt mit vielen freiwillen Helfern komplett umgestaltet. Die zerstörerische Flut 2018 setzte seinem Lieblingsprojekt ein jähes Ende.
Marcus Müller, Unternehmer aus Bergisch-Gladbach, führt nun den Verein.
Das erste Zeltlager in der Provence unter seiner Führung war ein voller Erfolg. Der Verein ist glücklich, mit dem Betreiber des Campingplatzes LE MAS SUD ARDECHE ein Übereinkommen getroffen zu haben, dass uns weitere Ferienfreizeiten auf diesem Vier-Sterne-Campingplatz garantiert.